Gerstenkorn

Ein Gerstenkorn (Hordeolum von lat. hordeum "Gerste") ist eine meist eitrige Entzündung am Auge. Sie wird in der Regel durch Bakterien (Staphylokokken) ausgelöst, die von außen ins oder ans Auge gelangen (zum Beispiel durch die Hände) und dann eine Infektion (Entzündung) auslösen. In den befallenen Drüsen am oberen oder unteren Augenlid bildet sich in der Folge Eiter (Leukozyten zur Fremdkörper-Abwehr). Diese Schwellung wird als Abszess sichtbar. Ein Gerstenkorn bzw. der umgebende Eiterherd sollte nie ausgedrückt werden.

Gerstenkorn im Auge
Gerstenkorn im Auge

Ursache / Auslöser für ein Gerstenkorn

Wieso bekommt man ein Gerstenkorn? Auslöser sind bestimmte Bakterien, sog Staphylokokken. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Staphylococcus aureus (ca. 90% der Fälle). Diese Bakterien umgeben uns Menschen permanent - und meist ist der Körper in der Lage, sie rechtzeitig zu bekämpfen. Schwierig wird es aber dann, wenn größere Mengen davon gleichzeitig ins Auge gelangen. Das kann zum Beispiel durch Reiben mit ungewaschenen Händen geschehen, aber auch beim Einsetzen von Kontaktlinsen, oder beim Schminken (siehe Schminkbrille).

Gerstenkorn im Auge
Gerstenkorn im Auge

Symptome

Woran erkennt man, dass es sich um ein Gerstenkorn handelt? Wie schmerzhaft ist ein Gerstenkorn? Nach einer Infektion geht es meist recht schnell. Bereits innerhalb weniger Stunden entwickelt sich ein kleiner Abszess (Eiterblase), der anfangs juckt und später auch schmerzhaft sein kann. Nach zwei bis drei Tagen ist dieser Entzündungsherd dann meist voll ausgebildet. Das Auge ist geschwollen und gerötet. Manchmal ist auch die angrenzende Bindehaut gerötet. In dieser Phase bildet sich natürlicherweise viel Tränenflüssigkeit.

In seltenen Fällen kann die Infektion so stark sein, dass sich ein leichtes Fieber entwickelt (Fieber beschleunigt die Heilungsprozesse im Körper). Ebenfalls sehr selten ist die Ausdehnung der Entzündung auf das ganze Auge, normalerweise bleibt der Herd lokal begrenzt.

Der weitere Verlauf eines Gerstenkorns ist davon abhängig, welche Drüsen im Augenlid vorrangig betroffen sind:

Gerstenkorn im Auge
Gerstenkorn nach 5 Tagen (Foto von Bluec, Bildquelle)

Behandlung / Therapie

Es fühlt sich an, als hätte man etwas im Auge. Aber anders als bei einer Wimper, einem kleinen Insekt oder Staubkorn, das man mit gewaschenen Fingern dank der Tränenflüssigkeit hinausmassieren kann, sollte man das Gerstenkorn möglichst nicht berühren. Es ist wie bei jeder Entzündung: der Körper braucht eine Weile, die verursachenden Bakterien mithilfe der Immunzellen (Abwehrzellen, Bestandteil des Blutes) abzubauen.

Schon gar nicht sollte man ein Gerstenkorn ausdrücken: denn dieser weitgehend unkontrollierte Druck führt meist dazu, dass sich die Bakterien über Blutgefäße weiter in angrenzende Regionen verteilen, die sich dann zusätzlich entzünden können. Außerdem besteht die Gefahr, dass Staphylokokken in das zentrale Nervensystem gelangen könnten. Die gebildete Eiterblase ist schon recht sinnvoll, um den Entzündungsherd einzukesseln und die Bakterien dann nach und nach abzubauen.

Normalerweise wird der Körper damit locker allein fertig: Nachdem sich das Gerstenkorn ca. 2 - 3 Tage ausgebildet hat, dauert es in aller Regel weitere 3 - 5 Tage, bis es sich wieder auflöst. Der Entzündungsschmerz ist nach 2-4 Tagen am stärksten. Mit nachlassendem Druck entfällt auch das unangenehme Gefühl, etwas im Auge zu haben. Nach 5 - 8 Tagen ist der Spuk dann meist vorbei.

Im Zweifelsfall (großflächige Entzündung, stark gerötete Bindehaut, starke Schmerzen) sollte man einen Augenarzt aufsuchen.

Medikamente

Nur in wenigen Fällen macht es Sinn, den natürlichen Heilungsprozess durch Medikamente zu unterstützen. Dafür kann der Augenarzt eine Augensalbe oder Augentropfen mit Antibiotika verschreiben, die dem Körper beim Abbau der Bakterien helfen. Wenn sich außergewöhnlich viel Eiter bildet und das Gerstenkorn dadurch sehr groß wird, kann ein Augenarzt auch die Blase aufstechen, um etwas Eiter abzulassen und den Druck damit zu verringern.

Hausmittel (?)

Als altes Hausmittel wird manchmal das Auflegen von heißen, feuchten Tüchern empfohlen. Das wirkt jedoch oft kontraproduktiv. Denn die Haut wird dadurch sehr weich, wodurch sich die Keime möglicherweise noch weiter ausbreiten könnten.

Daher, die beste Therapie bei einem Gerstenkorn ist:

Vorsicht Ansteckungsgefahr!

Gerstenkorn im Auge
Gerstenkorn Eiterblase

Die auslösenden Staphylokokken können sich nicht selber bewegen, sie sind nur durch Kontakt übertragbar. Wer also ein Gerstenkorn hat, sollte sich nicht nur zum eigenen Schutz die Hände waschen, sondern auch, um andere zu bewahren. Denn es besteht Ansteckungsgefahr.

Woher stammt der Name "Gerstenkorn"?

Der Name "Gerstenkorn" rührt daher, dass die Form der Entzündung häufig in die Länge gestreckt aussieht und Ähnlichkeit mit einem Gerstenkorn hat. Schon der griechische Philosoph und Arzt Hippokrates verwendete den Begriff "hordeum" (Gerste) zur Beschreibung von Augenentzündungen.

Unterschied zum "Hagelkorn"

Ein Gerstenkorn sollte nicht mit einem Hagelkorn verwechselt werden. Denn die Ursachen sind verschieden: während das Gerstenkorn durch Bakterien verursacht wird, liegt die Entzündungsursache beim Hagelkorn in verstopften Drüsen. Der Talg kann nicht mehr nach außen abgegeben werden, staut sich nach innen und löst so eine Entzündung aus.

Siehe auch: